Geschrieben von
Jan Scharnofske

iOS 14 fordert die Werbeindustrie heraus

Veröffentlicht am 
3. Mai 2021
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Apple veröffentlichte am 16. September 2020 das neuste Update für das Betriebssystem iOS. Und die neue Version, iOS 14, hat es in sich. Neben eher vorhersehbaren Neuerungen, die die Nutzung erleichtern, enthält das neue Betriebssystem auch Updates, die die Privatsphäre der Nutzer besser schützen sollen.

Apples neuste Version des mobilen Betriebssystem ändert nicht nur wie Applekunden ihre Geräte in Kombination mit ihrem Auto nutzen können oder wie sie Widgets auf ihrem Homescreen anbringen können. Eine Änderung der Regeln in Apples App Store bringt schlechte Neuigkeiten für die digitale Werbebranche.

Der neue App Store

Was hat sich im App Store geändert? Auf den ersten Blick nicht allzu viel. Anbieter von Applikationen müssen nun bereits auf der Store-Seite angeben, welche Rechte die App benötigt. Außerdem erhält die Standortfreigabe eine neue Option, sie kann nun auf den ungefähren Standort begrenzt werden, wenn die App auch ohne genaue Standortinformationen funktioniert.

Die wohl größte Änderung wurde zwar bereits angekündigt, tritt aber voraussichtlich erst in Kürze, mit der iOS Version 14.5 in Kraft. Beim Download jeder App werden Apple-Nutzer in Zukunft die Wahl haben, Tracking zu Werbezwecken abzulehnen. Obwohl es noch keine Daten zu der Menge an Leuten gibt, die das Tracking ablehnen werden, ist mit weitreichenden Folgen für Werbetreibende zu rechnen.

Dabei ist zu bedenken, dass Apple nicht irgendein durchschnittlicher Hersteller ist, das Unternehmen erreichte im 4. Quartal 2020 einen Anteil von 23,4 % am Smartphonemarkt. Sollte ein Großteil der Apple-Nutzer von dem neuen Feature Gebrauch machen und das Tracking ausschalten, wird das die Anzeigen-Performance aller Werbetreibenden beeinflussen.

Facebook reagiert auf iOS 14

Facebook kritisiert Apples Schritt in Richtung mehr Privatsphäre für jeden Nutzer. Die Kritik kommt vermutlich auch mit Blick auf eigene Interessen, denn anders als das Unternehmen von CEO Tim Cook ist Facebook auf das Geschäft mit Nutzerdaten angewiesen. Darüber hinaus bezieht Facebook die Position, dass Apple mit der Neuerung vor allem kleinen Unternehmen schade. Diese würden vordergründig auf Website Conversions abzielen, welche in Zukunft schlechter nachzuvollziehen werden.

Deswegen reagiert Facebook nicht nur mit Kritik, sondern auch gleich mit Lösungsansätzen für Facebook-Ads Kunden. Zum einen bietet Facebook eine ausführliche Anleitung für alle, die ihre Kampagnen bei Facebook-Ads neu konfigurieren müssen. Zum anderen kündigt Facebook an, künftig mit der Messung aggregierter Events zu arbeiten, um das Verhalten von iOS 14 Nutzern auch in Zukunft bestmöglich messen zu können.

Die Messung aggregierter Events ähnelt Googles Alternative zu Tracking Cookies, das sogenannte FLoC (Federated Learning of Cohorts). Beide Methoden lassen den Einzelnen in der Masse untergehen und schützen so die Privatsphäre, ohne das Messen von wertvollen Daten völlig aufzugeben. Mehr dazu in diesem Blogartikel zum Thema FLoC.

Google setzt auf das SKAdNetwork

Anders als Facebook zeigt der Suchmaschinengigant, dass er willens ist, mit Apple zu kooperieren. In Erwartung des iOS 14.5 Updates rät Google Werbetreibenden ihr Google Mobile Ads SDK, sowie Google Analytics for Firebase zu aktualisieren. Laut Google sei das wichtigste neue Feature dabei der SKAdNetwork Support.

Das SKAdNetwork ist ein Netzwerk von Apple, welches Werbetreibenden hilft, den Erfolg ihrer Kampagnen zu messen. Allerdings ist das Tracking nicht so genau, wie das von vergleichbaren Methoden, da Apple auch hier mit vergleichsweise hohen Datenschutzstandards arbeitet. Nach eigenen Angaben will Google in Zukunft helfen, die Performance des SKAdNetworks zu verbessern.

Fazit

Ein kleiner Schritt für Apple, ein großer Schritt für die Werbeindustrie. Mit iOS 14.5 baut Apple nicht nur weiter ein Datenschützer Image auf, Apple fordert die Werbeindustrie geradezu auf neue Lösungen für die Datenerhebung zu finden. Selbst wenn die Performance personalisierter Werbung ein wenig einknicken könnte; verschwinden wird sie nicht.